In der Theater-Performance „Nana not alone“ (ca. 45 Min. ohne Pause) beschäftigen sich Nana Hülsewig, Fender Schrade und Mona Kuschel mit dem Leben und seinen darin verborgenen Gefahren. Selbstverständlich gewordene Automatismen und tradierte Vorstellungen können durch diese Gefahren angegriffen oder sogar völlig umgekrempelt werden.
„Nana not alone“ arbeitet mit Zitaten aus der Weltliteratur bis zu “Germany’s next Topmodel“, mit eigenen Erinnerungen sowie Versatzstücken aus früheren Performances von NANA&FRIENDS.
Die Zitate sind den Themen Demütigung, Angst, Gefahr zugeordnet und werden zu Zustandsbeschreibungen menschlicher Befindlichkeit zwischen individuellem Bedürfnis und normativen Erwartungen.
Nana Hülsewig befindet sich beispielsweise in einer Castingsituation, sie versucht für die Kamera das Beste zu geben, wird permanent unterbrochen, muss ihr Profil zeigen, steht mit dem Gesicht zur Wand und gibt ihren kümmerlichen Seifen-Text zum besten während sich Unterwäsche langsam aus ihrem rechten Hosenbein arbeitet. Sie erscheint mit schlecht rasierter Achselbeharrung am Set, es geht um die Haare, um die Figur, sie hat ihren Körper “nicht im Griff“, das kostet die Auftraggeber extra Geld für die Retusche. „Das Glück, das Glück – wo ist es?“ (F.M. Dostojewski)
Erinnerungen an lebensbedrohliche Momente, slapstickartige Verzweiflung und demütigende Anpassungsversuche der beiden Akteur_innen steuern gemeinsam einem befreiendem Moment entgegen.
„Wir haben hier die Zuspitzung von absurden Situationen herausgearbeitet, die in ihrer ganzen Tragik auch eine sehr komische Komponete beinhalten. Situationen werden so gemein, so krass, dass man sich als Betrachter zwischen totaler Verzweiflung oder rettendem Humor etnscheiden muss. Wir bieten an darüber zu lachen. Über den Humor schaffe ich mir Zugang zu den Menschen. Wir möchten das Publikum schon anpieksen, aber auch amüsieren und ihnen Spaß bereiten“, sagt Nana Hülsewig über ihre Arbeit.
„Nana not alone“ ist ein Projekt, das von Nana Hülsewig und Günter Brombacher begonnen wurde. Sie hatten das Grundkonzept dafür bereits entwickelt. Nach Günter Brombachers Tod hat Nana Hülsewig gemeinsam mit Fender Schrade und Mona Kuschel diese Arbeit in die Hand genommen und sie sich als Team angeeignet – zum Glück! Am 3. November, seinem Todestag, ist der vorläufig letzte der insgesamt fünf Spieltermine im Theaterhaus.
Nana Hülsewig (Text/Performance) arbeitet als Künstlerin an den Themen Normalität und Abweichung und schreitet die Grenze zwischen Anpassung und Widerständigkeit ab. 2006 gründete sie NANA&FRIENDS. Unter diesem freien, verbindlichen Verband erarbeitet Hülsewig mit professionellen Künstler_innen (aus Bildender und Darstellender Kunst, Musik, Video) Bühnen-Projekte und Preformances, unterstützt von Stiftungen, Sponsoren und öffentlichen Zuwendungen.
Pressestimmen zu vorherigen Performances:
C. Beintmann (StZ): „Hülsewig ficht in ihren Performances charmant und witzig mit den Normen unserer Gesellschaft“
A. Braun (StZ): „Spezieller Humor, hintersinnig und klug“.
Turbo Pascal (Mitternachtssprecher 100°Berlin): „intelligenteste, postdramatischste, humorvollste Arbeit.“
J. Glahn (Westfälische Nachrichten): „so schuf Nana Hülsewig immer wieder neue Zustände, die man durch bloßes Zuschauen für sich neu entdecken konnte.“
Fender Schrade nutzt in „Nana not alone“ sein_ihr Instrument als Stimme, spricht damit, lässt Stimmungen entstehen und vertieft sich in poetische Tonfolgen. Seine_Ihre Stimme ist ausschließlich elektronisch zu hören – modifiziert und für sich passend gemacht, die dabei entstehenden Möglichkeiten ausbauend als Körpererweiterung.
Mona Kuschel aus Berlin (Bühnen- und Kostümbild) schafft verstörende Kostümwechsel. Ihre sich auflösenden Räume dramatisieren das Geschehen und folgen einer eigenen Erzählung – es geht um den utopischen Entwurf, wie könnten Menschen sein? Einfach nur sie selbst?
Stela M. Katić Viewpointcoach und freie Schauspielerin, hat drei NANA&FRIENDS Produktionen mit erarbeitet (Fußbad-Lesung, Geistes-Gestört, Abriss ist Vertrauenssache). Seit ihrem Engagement an der WLB Esslingen beschäftigt sie sich intensiv mit Viewpoint Training. Sie vermittelt den Performer_innen mit dieser Improvisationstechnik eine bewegungstechnische Philosophie auf die Bühne.
Dank an:
Günter Brombacher (Mitinitiator des Projekts)
Eckehard Ensslen-Holl, Heinz Frank, Barbara Kessler, Helene Schwab, Lili Scholtes
Gefördert durch:
Den Landesverband Freie Theater Baden Württemberg e.V. aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft Forschung und Kunst des Landes Baden Württemberg
Die Landeshauptstadt Stuttgart
Die Stiftungen der Landesbank Baden-Württemberg
Mit freundlicher Unterstützung:
Künstlerhaus Stuttgart
Nana Hülsewig und Stela M. Katic